Sachbericht 2014

Im Jahr 2014 wurden 279 Zuchtmütter leistungsgeprüft und deren Zuchtwert eingeschätzt. Dazu kommen die Zuchtmütter der Mitglieder des LNB, die ihren Wohnsitz in den angrenzenden Bundesländern haben (Nordhessen, NRW) und daher hier nicht erfasst sind.

 

Da sich die züchterischen Bemühungen verlagert haben auf LNB Mitglieder in Nachbar-Bundesländern, die an Nds. Landesmittel nicht partizipieren, ergibt sich ein unvollständiges Bild. Die Teilnahme wird nicht ausgeschöpft, obwohl die Kosten für belegstellenbegattete Königinnen (Baltrum) weiter angestiegen sind. Die vom Land zugewiesenen Flächen auf Baltrum können nun seit 2013 nicht mehr ohne weiteres angefahren werden, da der Spediteur aus Gründen des Risikos den Transport mit Pferdewagen verweigert und das Ordnungsamt auf Baltrum einem Transport mit vorhandenem Radlader auf öffentlichen Straßen nicht zustimmt. Der Abtransport der Drohnenvölker erfolgte also folgendermaßen: Pferde fahren Anhänger bis an den Rand der Eigentumsfläche des Landes (Domänenamt). Radlader fährt ohne Anhänger hinterher, übernimmt Wagen und fährt ins Dünengelände auf dem Grasweg bis zum Bienenvölker-Aufstellplatz. Dort wird Anhänger abgestellt. Radlader fährt ein Stück zurück ins Ostdorf. Spediteur fährt mit z.B. Fahrrad zurück zum Hafen. Imker kommen nachmittags, machen Völker reisefertig. Sobald in der Dämmerung die Bienen zu Hause sind, werden die Kästen (Gewicht ca. 95 kg pro Kasten) mit der Hand auf den Wagen geladen. Sobald ladungsgesichert, wird der Spediteur angerufen. Er kommt mit Radlader ins Dünengelände, hängt den Wagen an und zieht diesen bis zur ersten erreichbaren öffentlichen Straße. Pferdewagen kommt vom Hafen und übernimmt Anhänger. Beide fahren nun direkt hintereinander zum Hafen. Damit ist für das Ordnungsamt (Herrn Olchers) der Status der autofreien Insel gesichert. Dieses Verhalten wurde von den beteiligten Augenzeugen zu Recht als schlechter Schildbürgerstreich angesehen. Die Kosten für den Transport werden dem LNB nun doppelt in Rechnung gestellt. Die gesamten Transportkosten 2014 von 3.134,88 € sind erheblich. Es war doch 2001 genau dieselbe Gemeinde, die die Bienen möglichst weit weg vom Tourismus haben wollte. Da der 2. Vorsitzende und der Zuchtkoordinator trotz intensiver Bemühungen keine Verbesserung der Situation erreicht haben, sollte der LNB vielleicht den Tierzuchtreferenten im Landtag um Hilfe bitten. Alternative Aufstellplätze wurden nicht gefunden, die Benutzung LNB-eigener Zuggeräte wurde verweigert.

 

Zucht:

Bei der Suche nach geeignetem Zuchtmaterial oder gewünschten Eigenschaften wird eine Bewertung über das ganze Jahr hindurch vorgenommen und anschließend in einer Bewertungstabelle niedergelegt. Diese enthält die Auskunft über Zuchtbuchnummer der Königin, Geburtsjahr, Belegstelle (oder besamt) und deren 1. Abstammung, die in der Ahnentafel rückverfolgbar ist und den Standort des Volkes.

Diese Bewertungstabellen für 279 Zuchtmütter können auf Anforderung vorgelegt werden. Die Ahnennachweise für alle Zuchtmütter 4 Generationen mütterlicherseits liegen vor. Auf unserer Homepage: www.buckfast-niedersachsen.de finden Sie unter LINKs den Weg zur Ahnentafelsammlung = Zuchtbuch.

Die Haltungsbedingungen von Bienenvölkern variieren, wie in keinem anderen Bereich der Landwirtschaft, je nach Jahr, Standort, Kleinklima, zufälliger Vegetation (Landwirtschaft), natürlicher konstanter Vegetation, Temperaturgefälle, Bodenverhältnissen und Feuchtigkeitsverhältnissen. Nicht nur die Leistung ist diesen Gegebenheiten unterworfen, sondern in hohem Maße auch eine Reihe anderer Eigenschaften. So z.B. die Sanftmut, das Schwarmverhalten, die Vitalität. Denn selbstverständlich stehen die Vitalität respektive die Krankheitsresistenz von Bienen und Brut in einer direkten Wechselwirkung zum jeweiligen Nahrungsangebot (Pollen und Nektar) aus der Natur sowie den klimatischen Gegebenheiten, der Lebenslage. Bei der Beurteilung der Volkseigenschaften werden die eigene Arbeit sowie die äußeren Einflüsse intensiv und kritisch, ja selbstkritisch betrachtet. Dies geschieht mit dem Ziel herauszubekommen, welche positiven oder negativen Eigenschaften sich in den folgenden Zuchten auch vererben bzw. sich nicht vererben sollen.

Die Selektionsbienenzucht (reine Eigenschaftsauslese), die nach dem Wohnort ihres Begründers Bruder Adam benannt als Buckfastbienenzucht bezeichnet wird, schafft Honigbienen, die so in der Natur nicht vorkommen. Letztlich arbeiten wir ähnlich, wie in der übrigen Tierzucht üblich, auf der Grundlage der Vererbungsgesetze und schaffen mit Erfolg vitale Hochleistungszuchtprodukte.

 

Honigernte:

Die Erntebewertungen sind zunächst ein reiner Leistungsvergleich, indem die Völker eines Standortes miteinander verglichen werden. Durchschnittsmengen in Kilogramm werden gesondert erhoben.

Die in Kilo angegebenen Durchschnittserntemengen liegen 2014 genau wie 2013 unter dem langjährigen Mittel. Sie verteilten sich 2013 extrem auseinander liegend. Sehr schlechte Rapsernten, mäßige Frühjahrsblütenhonigernte aber durchweg gute bis exzellente Sommertrachten. 2014 war das nun genau umgekehrt. Nach guter Raps und Frühtrachternte folgten ungewöhnliche Trachtpausen in Niedersachsen und nachfolgend mäßigen Sommertrachten. Von akzeptablen Lindenhonigernten wurde berichtet aber auch von Totalausfällen im Sommerhonig je nach Standort.

Die Ernten bei festen Ständen und transportierten Völkern gehen - wie in den Vorjahren - stark auseinander. Imker mit 80 bis 300 Völkern, ununterbrochen unterwegs in der gesamten Republik, geben kein realistisches Bild: Durchschnittsernten lagen hier 2014 bei gut 80 kg.

Durchschnittsernte 2014 (berechnet immer auf die Anzahl aller überwinterten Völker) nur ca. 36,5 kg. (Niedersachsen)Vorjahre: 2013: 47,5 kg., 2012: 37 kg, 2011: 66 kg, 2010: 66,5 kg, 2009: 54,5 kg, 2008: 51,43 kg, 2007: 55,8 kg, 2006: 43,5 kg ,2005: 56,16 kg, 2004:53,57 kg, 2003:48,45 kg).

 

Politik in der Landwirtschaft:

Mit großen Hoffnungen schauen wir auf die bereits umgepflügten Feldstreifen. Hier freuen wir uns schon auf die Blühstreifen. 5% der Fläche muss der Landwirt 2015 Naturzwecken zur Verfügung stellen. Nimmt der Landwirt Kontakt mit dem ortsansässigen Imker auf (Mitglieder berichteten von Anfragen), bekommt der Landwirt eine höhere Prämie. Wir müssen darauf achten, dass nicht nur die in großen Mengen günstig angebotene Blühstreifenmischung aus Buchweizen, Ackersenf, Phacelia, Malven und Sonnenblumen zum Einsatz kommt. Eine Kommunikation zwischen Landwirt und Imker hat stattgefunden während der Rapsblüte. Das muss aber noch entscheidend verbessert werden. Mein Landwirt hat - wie fast alle - in den blühenden Raps gespritzt. 100 ha - er benötigte eine Woche und wurde per „whats App“ täglich über die Einstellung des Bienenfluges informiert. Dieser lag zwischen 17:45 h und 19:45 h. Dieses hilft entscheidend Schäden zu vermeiden. Wir haben uns zwar gefreut über das „2 Jahre Verbot“ von Neonikotinoiden, aber das flächendeckende Behandeln während der Blüte war deshalb auch deutlich mehr.

 

Die Auslesekriterien:

Am Saisonende werden die erhobenen Daten aller Kontrollen in eine Notenbewertung zusammengefasst wobei Note 1 die schlechteste, Note 5 die beste Bewertung meint. Es wurden bewertet:

 

Vitalität:

1. Brutnestanlage

2. Fruchtbarkeit/Brutmenge

3. Putzverhalten/Gesundheit

4. Überwinterung

 

Verhalten:

1. Sanftmut

2. Wabenstetigkeit

3. Schwarmträgheit

4. Futterbedarf/Sparsinn

 

Honig:

1. Erträge Frühjahr

2. Erträge Sommer

 

Varroa:

1. Varroabefall + Schäden

2. Winterbrutpause

Erbstabilität

Wirtschaftlichkeit

 

Weiterhin wird darauf geachtet, dass die Bienen die Rähmchen nicht mit Wachsanbauten versehen (= Wirrbau) und nicht in extremer Form Propolis verwenden, da beides das tägliche Arbeiten an den Völkern erschwert, was das Herausnehmen von Rähmchen betrifft.

 

Wetter und Saisonverlauf:

Der Winter 2012/2013 dauerte sehr lang, der Winter 2013/2014 fiel einfach aus! Der Boden war niemals gefroren. Es gab in Niedersachsen keinen Schnee, selbst im Harz war fast nichts. Der Brutbeginn der Bienenvölker lag bereits in den ersten Januartagen bei Temperaturen um 9 bis 12 Grad. Die Pflanzen hatten extrem frühe Wachstumstemperaturen. Die Rapsblüte begann im Leinetal am 3.April. Das ist ein neuer Alljahresrekord.

Die anfängliche Freude der Imker über starke Völker und rasante Entwicklung erhielt aber später einen Dämpfer: Zu frühes Erreichen eines Entwicklungshöhepunktes, deutlich höhere Schwarmneigung und besorgniserregende Varroamilbenschäden im Spätsommer, da fast vier Brutdurchgänge mehr als sonst absolviert waren.

 

Varroa:

Da dem Problem mit Medikamenten allein schon wegen der Rückstandsproblematik nicht Herr zu werden ist, finden immer mehr zum Teil sehr arbeitsaufwendige Maßnahmen Einzug in die Imkerei. Das Schneiden der Drohnenbrut, ein schon lange praktiziertes Vorgehen, folgt in immer größerem Umfang die gesamte Entnahme der Restbrut Anfang August. Ausgeglichen wird dies mit der Vereinigung mit Ablegern, tauschen der alten gegen eine junge Königin, die das geschädigte, nun im brutfreien Moment behandelte Bienenvolk wieder aufbauen soll. Viele entschieden sich für eine solche Maßnahme bei einem Teil der Völker, da die Brut geschädigt, teils stehengeblieben und viruserkrankte Arbeitsbienen (DWV insbesondere) sichtbar waren. Das waren südeuropäische Verhältnisse! Und südeuropäische Probleme. Für Bienenvölker und Imker zeigt sich: Winter ist Winter, Sommer ist Sommer ist die erfolgversprechendere Variante im Wetterverlauf.

 

Eine neue Diskussion über die Zuchtziele war die Folge. Zucht auf früheren Brutstopp zum besseren Erreichen einer brutfreien Winterbehandlung, führt zu einer höheren Konzentration von Varroamilben in der verbleibenden Brut im Spätsommer. Bei Zucht auf Leistung und Königinnen, die bei Trachtpausen und im Spätsommer ständig sehr großen Umfang haben verteilen sich selbst größere Milbenmengen im größeren Brutumfang. Allerdings erfordert es hier Varroabehandlungen, die entweder längere Zeit wirken, oder die Anzahl der Behandlungen muss erhöht werden. Zu viele nötige Behandlungen mit organischen Säuren machen das Bienenvolk nicht gerade stärker.

Der Standort des Bienenvolkes und das Management beeinflussen die Varroamilbenmengen mitentscheidend. Selbstverständlich werden Buckfastlinien, die im Putzverhalten Defizite zeigen oder bei geringen Milbenmengen irgendwelche Viruserkrankungen zeigen, nicht mehr für die Weiterzucht verwendet. Bisher gibt es weltweit keine Zuchten, die ohne Eingriffe den Varroamilben standhalten.

 

Die niedersächsischen Belegstellen:

Die Belegstellen werden intensiv betreut und wie folgt genutzt:

Lautenthal 2.582 angelieferte Königinnen, Baltrum 1.250 angelieferte Königinnen. Dazu kommen gezielt angepaarte Königinnen durch künstl. Besamung z.B. durch Brausse, etc.

Das bedeutet eine starke positive Wirkung der Zuchtergebnisse bei Imkern in Niedersachsen und darüber hinaus, die aus den gezielt angepaarten Königinnen für ihre Bienenstände zu Hause vermehren. Die Zahlen sind schwer zu schätzen. Selbst wenn nur 1/3 der gezielt angepaarten Königinnen Vermehrungsgrundlage liefern, sind jährlich mindestens 36.000 Völker direkt oder indirekt von der Zuchtarbeit des Landesverbandes Nds. Buckfastimker e.V. beeinflusst.

Es wurden Eistücke und Larven abgegeben, für Imkereien in Deutschland, aber auch nach Holland, Frankreich und nach Italien.

Es gibt kommerzielle Vermehrungsbetriebe, die zur Materialverbreitung beitragen.

 

Baltrum und der LNB pflegt weiterhin eine Zusammenarbeit mit der Niederländischen Inselbelegstelle Marken.

 

Erstkreuzungen und folgende Kombinationszucht:

Das Spannendste bei der Zucht ist das Entstehen von Eigenschaften, welches im Ausgangsmaterial mütterlicherseits nicht sichtbar ist. Auch wenn das reine Monticola-Material erst mal keine Idee hat gegen die Varroa, Anpaarung 1 und 2 ebenso nicht, (einzige Ausnahme M125) kann im weiteren Verlauf der Kombinationszuchten Gewünschtes entstehen oder sichtbar werden. Immer wieder treffe ich Ausgangsmaterial, welches sich insbesondere durch regelmäßiges Schwärmen gegen Krankheiten und Parasiten schützt oder kranke und befallene Jungbrut augenblicklich entfernt, jede fremde Biene sofort am Flugloch angreift usw..

Gesucht wird der Kompromiss, bei der wirtschaftliches Arbeiten in jeder Hinsicht möglich ist. Das neue Monticola-Material schwärmte in 2014 zu 99,9%! = stark verbesserungsbedürftig. Unter Umständen ist hier eine vergebliche Suche nach positiven Eigenschaften für unsere fertigen Linien? Es wäre nicht das erste Mal.

 

Schwarmneigung ist meist sehr fest verankert, der zentrale Punkt im Arterhalt. Nur die Auswahl von Zuchtmüttern über viele Generationen, die niemals ein Ei in ein Näpfchen gelegt haben, sind für Belegstellen geeignet, will man nahezu ohne Schwarmkontrollen durchs Jahr kommen. Für die Erstellung von Drohnenvölkern kommen Königinnen aus der Buckfast Linienpaarung in fast allen Fällen in Frage. Sehr selten aus dem Reinzuchtteil, in begründeten Ausnahmen wie GR109 mal aus dem Kombinationszuchtteil.

 

Baltrum 2014

Drohnen, Töchter von B54(TR)

Schwesterngruppe gestellt von Rueppel, Curic, Kremer (22 Vollvölker)

 

B54(TR) = 12-B70(TR)balB72(TR):10-B149(TR)balB135(TR):

                   09-B88(TR)balB78(TR): 08-B13(TR)mrkB10(TR):

                   06-B175(TR)mrkMG60(TR): 04-B146(TR)balA34(TR):

 

Auch wenn die Ahnentafel 2006 mit der B47(MKK) (2013 benutzt) zusammenläuft, haben die

letzten 4 Anpaarungen das Material stark beeinflusst und verändert. Es ist sehr erbstabil. Es ist sozusagen das Buckfast „high end“-Material mit überaus starken Völkern. Wie die Zuchtergebnisse Ende 2014 zeigen, haben wir mit unseren Einschätzungen 100% richtig gelegen. Die Drohnengruppe zeigte keine Schwarmtendenzen, auch nicht bei den vielen zuhause gebliebenen Schwestervölkern.

 

Wir entschieden uns 2013 gegen B137(TR), da die 54er wahrscheinlich die Katastrophenverhältnisse (Wetter, Klima) auf Baltrum länger durchstehen. Sie waren Top in Vitalität, in Brut und Bienen und kamen in erstklassiger Verfassung von der Insel zurück. Die Linie, von der wir 2013 Abstand nahmen, kommt nun 2015 weitergezüchtet in revitalisierter Variante zum Zug:

Eine Schwesterngruppe von B69(TR) ist für 2015 vorbereitet:

Ahnen: 13-B63(TR)mrkB129(TR) : 12-B137(TR)balB72(TR) etc.

 

                                                                                                                                                                    15. Dezember 2014

gez. Thomas Rueppel

- LNB-Zuchtkoordinator -